
„Jeder braucht einen Kalle in seinem Leben“, sagte meine Patientin, blinzelte mir zu und lachte laut auf. Ich habe sie schon lange nicht mehr so fröhlich gesehen. Kalle saß auf ihrem Schoß und genoss die Streicheleinheiten, die sie ihm genehmigte. Für Kalle die reinste Wonne – und wohl auch für meine Patientin. Sie hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfall. Der „Schlag“ holte sie mitten aus dem Leben – eine berufstätige Frau, die es genoss, zu reisen, Freunde zu treffen und vor allem Gespräche zu führen. Das war auf einmal vorbei und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kaum noch möglich. Mit der sozialen Isolation, bedingt durch starke Wortfindungsstörungen, ein verlangsamtes Sprechtempo, eine fehlende Sprechmelodie und einer Aussprachestörung, kam auch die Depression. Und dann kam Kalle! Er unterstützt mich bei den Therapien und agiert als mein Co-Therapeut. Kalle fungiert insbesondere als Sprechmotivator und „Eisbrecher“, was vor allem bei den oftmals stark sprachlich beeinträchtigten und/oder depressiven Patient:innen von besonderer Bedeutung sein kann. Und genau das beobachte ich auch bei meiner Patientin: sie strahlt, ist motiviert, gibt sich ihrem Schicksal nicht mehr hin und erzielt dadurch auch Verbesserungen ihrer kommunikativen Fähigkeiten. Besonders schön ist es für sie, wenn sie Kalle mit Leckerlies belohnen kann, nachdem sie selbst eine sprachliche Übung erfolgreich gelöst hat.
Nun starten Kalle und ich mit unserer eigenen Praxis in Berlin-Schöneberg, in der Patient:innen mit Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen infolge einer neurologischen Erkrankung auf ein Wort mit Kalle und mir eingeladen sind.
Ich bin davon überzeugt, dass Kalle noch so einige Herzen erobern wird …